70 JAHRE VILLACHER FASCHING - EINE LOKALE TRADITION MIT GESCHICHTE

Der Villacher Fasching hat sich im Laufe der Jahrzehnten zu einem der bedeutendsten und traditionsreichsten Karnevalsereignisse Österreichs entwickelt. Jährlich zieht er Tausende von Besucher:innen aus dem In- und Ausland an, die in fantasievolle Kostüme schlüpfen und an zahlreichen Veranstaltungen teilhaben. Von den legendären Umzügen bis hin zu den beliebten Faschingssitzungen – der Villacher Fasching ist ein wahres Highlight für Einheimische und Gäste gleichermaßen. Er vereint Generationen, stärkt das Gemeinschaftsgefühl und feiert die Lebensfreude in einer einzigartigen Atmosphäre. Die Ursprünge dieser närrischen Tradition reichen bis ins 19. Jahrhundert und finden ihren Höhepunkt in den großen Feierlichkeiten der Gegenwart.
- 1867: Erste Erwähnung des Villacher Faschings
Am Faschingsdienstag 1867 fand laut der Villacher Stadtchronik der erste bekannte „Villacher Fasching“ statt. Hunderte maskierte Teilnehmer:innen und eine gelungene Korsofahrt prägten diesen historischen Tag.
- 1908: Premiere des Villacher Bauernballs
Die Bauerngman Villach, ein gemeinnütziger Verein, der notleidende Familien unterstützt und die Brauchtumspflege fördert, veranstaltete seit ihrer Gründung den berühmten „Villacher Bauernball“ und legte damit den Grundstein für die moderne Faschingstradition.
- 1955: Geburtsstunde des modernen Villacher Faschings
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte der Fasching in neuer Form zurück. Die Bauerngman organisierte erstmals einen großen Umzug und eine „Faschingsnacht in ganz Villach“. Acht Innenstadtlokale verwandelten sich in Feierhochburgen. Damals gab es auch schon das erste Faschingsprinzenpaar.

- 1959: Einbindung der Villacher Vereine und erster Kindermaskenzug
Zu den Villacher Wirt:innen und Kaufleuten gesellten sich schließlich auch alle relevanten Villacher Vereine und halfen mit. Erstmals wurde auch ein Kindermaskenzug dem großen Faschingszug angehängt.
- 1960: „900 Jahre närrisches Villach“ und der Ruf „Lei-Lei!“
Villach feierte sein 900-jähriges Stadtjubiläum. Damals prägte der legendäre Narrenruf „Lei-Lei!“ erstmals den Villacher Fasching. Am Rauterbrunnen wurde außerdem eine Kopie des Villacher Prangers aufgestellt, der als Bühne für witzige und kritische Ansprachen diente – ähnlich wie der berühmte Hyde Park Corner in London. Humorlose ohne Kostüm wurden von den Prangerhäschern mit Schaumstoffpeitschen „bestraft“.
- 1961: Die erste Villacher Faschingssitzung
Inspiriert von den Prangerreden des Vorjahres fand die erste Faschingssitzung in der Arbeiterkammer statt. Akteur:innen, die auftraten waren wichtige Vereinsgruppen, wie der Villacher Turnverein, der kaufmännische Gesangsverein und der Touring-Club sowie viele Einzelpersonen. Die Aufführung war ein voller Erfolg, so dass eine zweite und dritte Sitzung veranstaltet werden konnten. Bereits im Folgejahr gab es mehrere ausverkaufte Sitzungen.
- 1963: Faschingssitzung im Fernsehen
Erstmals wurden Ausschnitte aus der Faschingssitzung der Arbeiterkammer im Fernsehen übertragen und erreichten damit ein breiteres Publikum.
- 1965: Damengarde debütiert
Mittlerweile beteiligten sich über 200 engagierte Närrinnen und Narren an den Veranstaltungen. Zum zehnjährigen Jubiläum des Villacher Faschings wurde zudem die Damengarde eingeführt, die seit jeher für einen würdigen, feierlichen Einmarsch des Prinzenpaars mit Hofstaat und Gefolge sorgt.

- 1966: Gründung der Villacher Faschingsgilde
Die Villacher Faschingsgilde löste sich von der Bauerngman und wurde ein eigenständiger Verein.
- 1967: Einführung des ersten offiziellen Kinderfaschingspaares
Ein großer Kindermaskenball mit dem ersten offiziellen Kinderfaschingspaar fand im Restaurant Gösserbräu statt. Schon im Jahr darauf feierte die erste Kinderfaschingssitzung der "Jungfaschingsgilde" Premiere.
- 1972: Umzug ins Kongresshaus
Die Faschingssitzungen wurden ab 1972 im neu errichteten Kongresshaus abgehalten, was die Veranstaltung auf ein neues professionelles Niveau hob.
- 1975: Auszeichnung mit dem Ettlinger Narrenbrunnenpreis
Der Villacher Fasching erhielt den renommierten „Ettlinger Narrenbrunnenpreis“. Diese Ehrung, verliehen von Spitzenfunktionären des deutschen Karnevals, würdigte die außergewöhnlichen Leistungen der Villacher Narren.
- 1980: 25 Jahre Villacher Fasching
Ein historisches Jubiläum mit einer großen Festsitzung, bei der frühere Akteur:innen und Prangerredner:innen die Geschichte des Faschings Revue passieren ließen.
- 1983: Sonderzüge zum Villacher Fasching
Erstmals wurden in Zusammenarbeit mit den ÖBB und dem Fremdenverkehrsamt Villach Sonderzüge aus ganz Österreich zum Villacher Fasching eingesetzt, wodurch die österreichweite Bedeutung des Villacher Faschings verdeutlicht wurde.
- 1993: 30 Jahre ORF-Übertragungen
Der Villacher Fasching gehörte mit seiner Übertragung durch den ORF zu den ältesten wiederkehrenden Programmpunkten im österreichischen Fernsehen.
- 1995: Ehrung mit dem Stadt- und Landeswappen
Die Stadt Villach und das Land Kärnten verliehen der Villacher Faschingsgilde das Recht, das Stadtwappen bzw. das Landeswappen zu führen.
- 2001: Die Faschingsgilde erhält eine neue “Heimat” - das Gildenhaus
Im Oktober 2001 konnte das „Gildenhaus“ seiner Bestimmung übergeben werden. Den Mitgliedern der Villacher Faschingsgilde stehen seitdem großzügige Räumlichkeiten zur Verfügung, die sowohl der Organisation des Faschings als auch der Gemeinschaftspflege dienen.
- 2003: Höchste Einschaltquote des Jahres
Der ORF strahlte zum 40. Mal den Villacher Fasching aus und erreichte mit dieser Sendung die höchste Einschaltquote des Jahres.
- 2005: Erste Open-Air-Sitzung
Zum 50-jährigen Jubiläum fand erstmals eine Open-Air-Sitzung am Villacher Hauptplatz mit 6.000 Besucher:innen statt.
- 2008: Ein Denkmal für den Villacher Fasching
Die Stadt Villach ehrte die Faschingsgilde mit einem bronzenen, lebensgroßen Harlekin-Denkmal an der Draubrücke. Dieses Denkmal wurde als bleibendes Symbol für die närrische Seele der Stadt errichtet und ist seitdem ein beliebter Treffpunkt sowie ein sichtbares Zeichen der traditionsreichen Faschingskultur.
- 2013: Die “Lei-Lei-thek” geht online
Mit der „Lei-Lei-thek“ ging ein einzigartiges Medienarchiv online, das nahezu alle Fernsehaufzeichnungen und Programmhefte der letzten 50 Jahre umfasste. So können Faschingsfans seitdem von überall aus den „Villacher Fasching“ genießen.
- 2018: Ein Jahr der Faschings-Ehrungen
Im 111. Jahr ihres Bestehens wurde die Bauerngman Villach, die als Muttergesellschaft der Villacher Faschingsgilde gilt, zum Prinz Fidelius LXIV. ernannt, vertreten durch elf Prinzen. Zudem erhielt Villach durch Landeshauptmann Dr. Peter Kaiser die Auszeichnung zur ersten Landesfaschingshauptstadt.
- 2020: Eine Sonderausstellung im Stadtmuseum
Das Stadtmuseum widmete dem Fasching eine Sonderausstellung mit dem Titel „G’sund und Lei-Lei“.
- 2021: Pandemiebedingt im TV
Der Villacher Fasching wurde aufgrund der Pandemie ausschließlich als TV-Produktion durchgeführt.
- 2023: Comeback des großen Umzugs
Nach zwei Jahren Zwangspause lockte der große Faschingsumzug wieder verkleidete Massen in die Villacher Innenstadt.
- 2025: 70 Jahre Villacher Fasching
Aufgrund des islamistischen Anschlags vom 15. Feber wurde die Faschingssaison 2025 frühzeitig beendet. Dadurch entfielen drei der ursprünglich geplanten 13 Sitzungen im Congress Center sowie der traditionelle Umzug am Faschingssamstag.

Der Villacher Fasching bleibt ein pulsierendes Symbol für Lebensfreude, Gemeinschaft und Tradition. Mit dem unermüdlichen Engagement von Generationen wurde diese einzigartige Faschingsveranstaltung zu einem nicht wegzudenkenden kulturellen Highlight Villachs.